Über den Tod an sich lässt sich eigentlich gar nichts sagen, denn er übersteigt unseren menschlichen Horizont. Aber über das Sterben und das Leben und deren Grenzbereiche können wir nachdenken. Was bedeutet dies in den unterschiedlichen Kulturen und wie wird mit dem Sterben umgegangen? Insbesondere die dialektische Verwobenheit, der Weltbildung findet sich darin. Sterben beherbergt immer bereits den Aspekt des Lebens in sich. Und das Leben kann auch nur wegen der Sterblichkeit seinen Weg finden.
Darüber hinaus können Fragen gestellt werden, wie sich Sterbeprozesse kulturell verankern. Welche Riten sind in den unterschiedlichen Kulturen zu finden? Sind diese Riten wiederum in ihrer ästhetischen Form auch an Vorstellungen an ein anderes Leben, einer Geisterwelt, oder an eine Wiedergeburt gekoppelt?
Wie verhält es sich mit Vergänglichkeit, Wandlung und Sterbeprozessen sowohl in der Lyrik und den Bildenden Künsten? Gibt es dabei eine ästhetische Transformation von Materie, Seele, Sprache und Geist zu berücksichtigen? Auch darin sind wieder andere Fragen eingewoben, denn wo beginnt und wo endet das Schöne und das schöne Sein und wo beginnt die Grenze zum Hässlichen, zum Ekel, zum Tabu? Birgt das Hässliche im Sterben eine ganz eigene Schönheit und Poesie in sich? Welche Kunstformen widmen sich dieser Grenzerfahrung innerhalb dieser Transformationsprozesse und wie reagieren die unterschiedlichen Kulturen darauf?
Letztendlich kann man den Tod ‚an sich‘ auch als Konzept betrachten. Medizinrechtlich wird dieser in den Kulturen unterschiedlich gedeutet. Wann ist ein Mensch tot? Warum wird der subjektive Mensch als Leichnam zum Objekt? Wann ist ein Tier oder eine Pflanze tot und sind sie zu Lebzeiten interkulturell betrachtet Subjekte? Auch das könnten wissenschaftliche Impulse für weitere Fragen sein, die sich daraus ergeben können. Was bedeutet das Sterben für das Karma? Welche Rolle spielen Bestattungsriten und warum brauchen wir sie? Wie verhält es sich mit Sterbevorsorge? Und wie gestaltet sich das in den Kulturen? Auch Organspende und Transplantation können in diesem Zusammenhang gedacht werden. Wie gehen wir mit den Grenzbereichen, die sich im Zwischen(raum) von Leben und dem Tod bewegen um, die im Sterbeprozess angesiedelt sind? Welche Forschung gibt es zum Beispiel zum Sterbeprozess ‚an sich‘? Und welche Relevanz wird diesem zugewiesen? In der westlichen Welt könnte nach den Beisetzungsriten innerhalb der europäischen Ländern gefragt werden, die auch schon eine große Diversität aufweisen. Welche traditionellen und religiösen Praktiken finden wir in den eurasischen, zentralasiatischen und ostasiatischen Kulturen?
Auch die Musik möchte befragt sein. Welche Formen von Trauer- oder Sterbemusik finden wir in den Kulturen? Sind arabische Klagelieder auch in moll? Und welche Rolle spielt Musik und das Tönen in Sterbebegleitung? Wie hört sich der Tod an? Wie riecht der Tod? Wirkt Musik anders als das gesprochene Wort auf Trauernde? Wenn ja, warum? Und gilt dies für alle Kulturen? Auch für Tiere?
In der Auseinandersetzung mit diesem Thema steht auch die Frage nach der eigenen Sterblichkeit im Raum. Bin ich selbst gut vorbereitet auf meinen personalen Tod? Wir stellen uns mit dieser Frage dem in unserer deutschen Kultur tabuisierten Thema Sterben und Tod. Was kann uns dieses Nachdenken für unser Leben schenken? “Philosophieren ist nichts anderes, als sich auf den Tod vorzubereiten“, so Cicero.
Auch könnte ein ganz praktisches Gespräch über die Vorsorgevorkehrung der letzten Dinge stattfinden. Welche Möglichkeiten gibt es und wie setzte ich sie um? Was bedeutet gutes Sterben? Was bedeutet selbstbestimmtes Sterben auch durch die Selbsttötung? Welche Möglichkeiten und Probleme der Selbsttötung bei Krankheit oder für vulnerabler Persönlichkeiten gibt es aktuell in Europa? Wie wird Selbstmord in der Kunstgeschichte und Literatur interkulturell behandelt?
All diese Fragen verstehen sich als offene Fragen, die erweitert fortgedacht werden möchten. Sie stehen hier lediglich als Impulse für ein eigenes Ideenwerk und Anregungen zum Dialog.
Unsere interdisziplinäre und internationale Sommerakademie widmet sich den unterschiedlichen Aspekten dieses weiträumigen Themas in all unseren Ausdrucksformen (Musik, Gastmahl, sinnliches Erleben, Zuhören, Körperübungen, Rede und Dialog usw.). Die Veranstaltungssprache ist Deutsch. Anderssprachige Beiträge werden ins Deutsche übersetzt.
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